Texte grenzenlos


 

2022-02-24

Feuer

von Manfred Ströhlein

Was erscheint sofort in meinem Kopf, wenn ich das Wort „Feuer“ höre oder sehe? Dazu
braucht´s erst einmal eines „Vorworts“ aus meinen Kindheitserinnerungen.
Geboren am 6. April 1940 in Kauerndorf (Landkreis Kulmbach) war meine Kindheit
geprägt von einer Mehrzahl von Schicksalen in unserer eigenen Familie, dies wiederum
verursacht durch den 2. Weltkrieg (1939 – 1945) und die Nachkriegszeit. Als ich im April
1940 (14 Tage nach meiner Geburt) getauft worden bin, hatte mein Vater bereits seinen
Einberufungsbefehl zur Wehrmacht. Er musste in den Krieg nach Russland (wie man
generell die Sowjetunion nannte).
Als der 2. Weltkrieg 1945 zu Ende ging, war ich 5 Jahre alt. Da meine Mutter als
Kriegerwitwe mit mir als Kleinkind über viele Jahre als landwirtschaftliche Gehilfin auf
dem Bauernhof ihres Vaters, also meines Großvaters arbeitete, war ich
verständlicherweise immer und überall dabei – so auch beim Kartoffelernten
(„Erbflgrobm“). Was diese landwirtschaftliche Arbeit für mich und manchem aus meinem
„kindlichen Freundeskreis“ (oft ältere Mitmacher) besonders interessant machte, wir
durften Kartoffelfeuer entzünden. Trockenes Kartoffelkraut brennt sehr gut, entwickelt
große Hitze und das war alles bestens geeignet, (soeben geerntete) Kartoffeln auf
Holzspießen aufgesteckt, in diesem Feuer zu braten. Die Schalen sind ziemlich
festgebacken gewesen, rußig-schwarze Pellen waren entstanden, aber das heiße Innere
schmeckte hervorragend. Die allgemeine Notlage in unserem Nachkriegsdeutschland
hatte zumindest für uns Kinder auch viel Abenteuerliches zu bieten und das
Kartoffelfeuer schüren führte uns auch noch zu einem weiteren verlockenden Versuch –
erste Rauchversuche (und zwar mit recht rustikalen Folgen). „Grundstoffe“ waren das
besagte trockene Erbflkraut und Zeitungspapier. Leute, war es uns oft schlecht,
miserabel! Mir wird´s ja heute noch schlecht, wenn ich an die damaligen intensiven
Kotzereien denke (und das war noch nicht alles, oft ging´s auch hinten raus). Aber
komisch, aus Schaden wurden wir nicht klug. Am nächsten Tag ging es weiter mit
solchem Tun – und ebensolchen Folgen.
Das sind meine Erinnerungen zum Stichwort „Feuer“. Bei solchen Rückbesinnungen
kommt zu mir auch noch ein schreckliches Erlebnis; bei uns im Dorf hat ein Blitz nachts
bei einem schweren Gewitter in eine Scheune (mit Viehstall) eingeschlagen und es
brannte dieses Holzgebäude lichterloh. Schrecklich! Das Vieh wurde einfach ins Freie
getrieben, die Feuerwehr war bei solch einem Katastrophenfall schlichtweg überfordert,
und ich durfte dann für meinen Freund Heinz, dem Bauernhofbesitzer, eine Helfer-
Dankesanzeige für die Zeitung schreiben.

Uschi Prawitz - 15:20:08 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen

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